Rotterdam besitzt eine Metro, die viel mehr eine Hochbahn als eine U-Bahn ist. Das Netz ist größer als das in Amsterdam, aber genauso wie dort wird nur direkt im Stadtzentrum unterirdisch gefahren. In den Vororten verläuft die Metro auf Viadukten. Tunnel gibt es nur noch im Zentrum der Vorstadt Schiedam sowie zu zwei Flußunterfahrungen.

Rotterdam liegt an der Mündung des Rheins, der sich hier in mehrere Arme aufteilt (die alle nicht "Rhein" heißen. Die beiden wichtigsten heißen "Maas", obwohl dieser Fluß eigentlich ganz woanders lang fließt...). Anders als Deutschland, wo der heilige Fluß nirgendwo untertunnelt ist, besitzt Rotterdam gleich eine ganze Reihe Rheintunnel, nämlich einen Eisenbahn-, drei Metro- sowie sieben Autotunnel:

Die Metro von Rotterdam besitzt zwei Linien, die keine Nummern, sondern Namen tragen, nämlich Erasmuslijn und Calandlijn.


Erasmuslijn
Eröffnet: 1968 (Hauptbahnhof-Zuidplein)
17 Bahnhöfe, davon 5 unterirdisch.

Die Nord-Süd-Linie beginnt am Hauptbahnhof, der Centraal Station.Sie verläuft erst einmal in westliche Richtung unter der Hochhaus-Straße Weena, biegt am Hofplein nach Süden und erreicht den zweiten Bahnhof namens Rathaus (Stadhuis). Sie folgt dem Boulevard Coolsingel und kreuzt am Bahnhof Börse (Beurs) die Calandlijn. Nicht nur wegen des Umsteigebahnhofs kann der Bereich um den Börsenplatz heute als Stadtmittelpunkt angesehen werden.

Nach Unterquerung des Flusses wird der Bahnhof Wilhelminaplein erreicht, der Ende der 90er Jahre bei laufendem Betrieb in die bestehende Tunnelstrecke eingebaut wurde. Kurz danach, im City-Erweiterungsgebiet Kop van Zuid, erreicht die Bahn das Tageslicht. Der nächste Bahnhof Rijnhaven ist schon ein Hochbahnhof. Der Bahnhof Zuidplein ist der wichtigste Verkehrsknotenpunkt auf dem linken Flußufer Hier kann auf zahllose Buslinien umgestiegen werden.

Die Hochbahn fährt weiter durch den Südpark und die riesigen Nachkriegs-Wohnsiedlungen Pendrecht und Südviertel (Zuidwijk). Es folgt, jetzt in westliche Richtung, eine mehrere Kilometer lange Strecke ohne Halt entlang von Kleingärten, Sportplätzen, Autobahnen und einem Hochbahn-Betriebshof. Erst im Bahnhof Rhoon wird wieder bewohntes Gebiet erreicht.

In der südwestlich gelegenen Trabantenstadt Hoogvliet stößt am Bahnhof Tussenwater die verlängerte Calandlijn hinzu. Nach der Unterquerung der Alten Maas wird die Vorstadt Spijkenisse erreicht, in der die letzten drei Hochbahnhöfe liegen.


Calandlijn
Eröffnet: 1982 (Capelsebrug-Coolhaven)
31 Bahnhöfe (ohne die mitbenutzten Bahnhöfe der Erasmuslijn in Hoogvliet und Spijkenisse), davon 13 unterirdisch; einschließlich 11 oberirdische Haltestellen der Schnellstraßenbahn.

Diese Linie hat im Osten drei Enden: eins im Vorort Capelle und zwei auf dem Prins Alexanderpolder.

Der Streckenabschnitt in Capelle ist eine Hochbahn mit drei Stationen. Der andere Ast, der sich im Nordosten der Stadt nochmals verzweigt, fährt als Schnellstraßenbahn zu ebener Erde. Der Anschlußpunkt der Sneltram an die aus Capelle kommende "richtige" Metro ist der Bahnhof Capelsebrug. Hier ziehen die Fahrzeuge von Binnenhof und De Tochten die Stromabnehmer ein und fahren mit Stromschiene weiter. Westlich an diesen Bahnhof anschließend liegt der Betriebshof.

Kurz vor dem nächsten Bahnhof Kralingse Zoom beginnt die Tunnelstrecke durch die gesamte Innenstadt, zunächst den Stadtteil Kralingen, ab Oostplein die ehemalige Altstadt. Am Bahnhof Blaak kann auf die Regionalzüge der Staatsbahn umgestiegen werden, die hier einen unterirdischen Bahnhof besitzt. Einen echten S-Bahn-Betrieb gibt es im Ballungsraum Rotterdam/Den Haag leider nicht.

Der nächste Bahnhof Beurs ist der schon beschriebene Umsteigepunkt zur Erasmuslijn und hieß früher Churchillplein.

Durch die Stadtteile Oude Westen und Delfshaven geht es weiter bis zum Marconiplein, einem wichtigen Knoten im Westen der Kernstadt. Hier hält auch die Straßenbahn und viele Busse. Direkt am Platz liegt die Verwaltung des Rotterdamer Hafens. Dieser Bahnhof war lange Zeit Endstation.

Die Nachbarstadt Schiedam hat etwa 80.000 Einwohner und eigenes Stadtrecht, ist aber fast noch ein Innenstadtbezirk von Rotterdam. Seit 2002 wird sie von der Metro erreicht. Diese kommt kurz nach dem Marconiplein ans Tageslicht, folgt der Eisenbahnstrecke bis zum Schiedamer Bahnhof (Schiedam Centrum) und versinkt in Schiedam wieder in einem Tunnel mit zwei unterirdischen Bahnhöfen. Am Autobahnring, der die Grenze zwischen Schiedam und der nächsten Vorstadt Vlaardingen bildet, taucht die Bahn wieder auf und hält am oberirdischen Bahnhof Vijfsluizen.

Die Metro folgt dem Autobahnring, unterquert den Rhein parallel zum Beneluxtunnel und hält nach einigen Kilometern freier Fahrt in der isoliert mitten im Hafen liegenden Siedlung Pernis (bitte das "r" nicht vergessen). Dahinter überfliegt die Hochbahn einen riesigen Autobahnknoten, bis sie nach einigen Kilometern in Hoogvliet die Strecke der Erasmuslijn erreicht und dieser bis zum gemeinsamen Endpunkt in Spijkenisse folgt.